Jamil & Leonie

In us we trust!

Vertrauen ist grundsätzlich ein mächtiges Wort – sagt sich leicht, lebt sich schwer. Das Gefühl sich aufeinander zu verlassen, zusammenzuhalten und einander zu helfen macht eine Bindung nicht nur stärker, Vertrauen ist die Basis einer jeden echten Freundschaft. Und wenn sich dieses Vertrauen auch noch im Arbeitsverhältnis widerspiegelt? Jackpot.

Leonie und Jamil sind Freunde – und Arbeitskollegen. Leonie arbeitet hauptamtlich bei Über den Tellerrand Frankfurt, seit zwei Jahren ziemlich genau. Jamil ist schon ein Jahr länger ehrenamtlich dabei. Eigentlich ist er Mathelehrer. Er weiß, wie schwierig es ist, wenn sich das Leben um 180 Grad wendet, und man an einem neuen Ort von Vorne beginnt. Umso wichtiger ist stets der Glaube an sich selbst. Und umso schöner der zusätzliche Glaube an den Anderen. Meet Jamil und Leonie.

Leonie, erzähl doch mal etwas über Jamil… Was schätzt Du an ihm?
Leonie: Auf Jamil ist Verlass, er ist einfach immer dabei. Wenn ich Hilfe brauche, weiß ich: Jamil nimmt sich die Zeit, kommt vorbei, und bringt im besten Fall noch einen Haufen seiner Freunde mit. Das zeigt, wie wohl Du Dich fühlst, wenn Du gleich Deine engsten Vertrauen mitbringst. Das ist ein großer Vertrauensvorsprung. 

Jamil:  Das macht mir unglaublich Spaß. Ich habe hier keine Familie, meine Familie seid ihr. Ich komme aus einem anderen Land, ich bin neu hier in Deutschland. Ich habe Freunde, natürlich, aber Über den Tellerrand, die Kochabende, die Gemeinschaft, das ist eine andere Geschichte: Ich habe hier bis jetzt keinen einzigen unangenehmen Menschen getroffen. Alle haben einen offenen Kopf und behandeln einander auf Augenhöhe. Das ist hier in Deutschland nicht immer so.

Leonie: Jamil ist außerdem unglaublich offen. Ich mag es, dass Du viel erzählst, über Dich und über Dein Leben, vor allem Dein Leben in Syrien. Und auch über Deine Fluchtgeschichte. Ich mag es Dir zuzuhören, zu verstehen und zu lernen.  Für mich waren da schon so viele berührend Momente dabei. Zum Beispiel einmal, da hast Du so erzählt wie ihr im Wasser warst, obwohl Du so Angst vorm Schwimmen hast. 

Wie fühlt sich Eure Freundschaft an?
Leonie: Irgendwie vertraut, so familiär. Zum Beispiel, als wir letztens zusammen nach Berlin gefahren sind, da war ich ein bisschen spät dran, und Jamil hatte mir ein Schokocroissant gekauft, falls ich Hunger habe. Und irgendwann habe ich dann geschlafen, weil ich so müde war. Das ist aber echt ein Kompliment. Normalerweise kann ich überhaupt nicht gut im Zug schlafen, vor allem mit Leuten um mich herum, die ich nicht soo gut kenne. Aber es war irgendwie so vertraut, dass ich dachte ich kann jetzt einfach schlafen. (beide lachen)

Jamil, was magst Du in der Zusammenarbeit mit Leonie?
Jamil: Ich merke bei Leonie einfach, dass wir uns wirklich auf Augenhöhe begegnen. Von Anfang an hat sie mit mir gearbeitet, ohne mich anders zu behandeln. Eines Tages kam Leonies Mutter und Leonie hat gesagt: „Guck mal, das ist Jamil.“ Wenn ich meinen Verwandten, meinem Vater, meiner Mutter zeige, mit wem ich arbeite, das heißt, dass Du mich als gleichwertig ansiehst, als jemanden wie Dich, nicht als jemanden, der irgendwie anders ist. 

Leonie versucht außerdem immer eine Lösung zu finden, auch wenn das manchmal bedeutet, dass man mehr Energie aufwenden muss. Sie hilft immer. Ich habe ihr von meiner Aufenthaltserlaubnis erzählt, und gefragt, wie ich das mit der Ausländerbehörde besprechen kann. Dann sagt Leonie einfach: “Ich kann mit Dir kommen.In diesem Amt muss man eine eigene Sprache benutzen, die Amtssprache” (lachen).

Warum könnt ihr Euch so gut vertrauen?
Jamil: Leonies Augenkontakt gibt jedem ein gutes Gefühl, mit dem ersten Blick. Wenn ich sie anschaue, egal ob ich sie schon kenne, oder ob es das erste Mal ist, dann habe ich keine Angst, ich vertraue ihr sofort. Ich weiß nicht warum, aber das merke ich bei Leonie.

Leonie: Für mich ist Jamil wie so ein Fels in der Brandung, weil ich weiß, auf ihn kann man sich immer verlassen. Immer, wenn er da ist, verbreitet er auch einfach Ruhe. Dann weiß ich: okay Jamil ist da, der kümmert sich darum, und jeder noch so hektische Kochabend ist entspannter.

Speaking about Kochabend – Was für ein Gericht passt zu Jamil?
Leonie: Jamil wäre auf jeden Fall so eine Art Teigtasche, weil Jamil ist voller Überraschungen, man sieht ihn, aber man weiß gar nicht, was alles Interessantes in ihm steckt.

Jamil: Leonie ist wie ein leckerer Salat, sie hat verschiedene Sachen in einem Topf. Du findest bei Leonie alles, Du brauchst nicht zu suchen. (lachen)

Was habt ihr voneinander gelernt?
Leonie: Ich würde sagen, was ich von Jamil gelernt habe, ist auf jeden Fall, dass man einfach niemals aufgeben sollte, weil er irgendwie sich so durchkämpft. Und auch wenn es Schwierigkeiten gibt, findet er irgendwie immer wieder eine Lösung.

Jamil: Leonie ist irgendwie immer so entspannt bei der Arbeit. Sie benimmt sich nicht wie der Chef, sie ist wie alle anderen Leute. Niemand weiß, dass Leonie vom Team ist. Sie macht alles, und hat kein Problem damit, wenn zum Beispiel jemand zu spät kommt, wenn jemand einfach absagt, oder wenn was falsch läuft. Sie ist sehr offen, und das habe ich von Leonie gelernt, dass ich bisschen offen und vor allem relaxed bleibe. (lacht)

Habt Ihr so etwas wie ein Geheimrezept für die Arbeit oder für andere Lebensbereiche?
Leonie: Für mich ist immer wichtig, dass man auf sich und seine Stärken vertraut. Und wenn Sachen schief gehen, dass man das Leben nicht zu ernst nimmt. Im Endeffekt findet man immer wieder einen Weg, um doch eine Lösung zu finden. Das versuche ich in allen Lebensbereichen so zu sehen.

Jamil: Jeden Morgen, wenn ich meine Augen öffne und die Sonne sehe, dann fängt das Leben an. Wir führen unser Leben nur an diesem einen Tag, das ist unser Leben, nur dieser Tag. Die Vergangenheit ist vorbei, und die Zukunft, das ist Hellseherei. Niemand weiß, was passiert. Ich möchte so denken, dass mein Leben nur an diesem Tag stattfindet. Deswegen möchte ich an diesem Tag nicht traurig oder sauer bleiben, ich muss am Ende glücklich sein, damit ich am nächsten Tag auch wieder meine Augen öffne und wieder neu anfange.

 

 

 

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